2,5 Millionen für eine besondere Mahlzeit

Wanzl-Stories (Teil 3)

Das Unternehmen musste 1972 dringend größere Räumlichkeiten bekommen, um die vielen Aufträge erfüllen zu können. Mit dem neu errichteten Werk 2 war Wanzl nun in der Lage, die vollen Auftragsbücher zuverlässig und in der gewohnten Qualität abzuarbeiten. Doch aus heiterem Himmel forderte die damalige Hausbank aus Augsburg die Rückzahlung des Baukredits. Sie drängten Rudolf Wanzl dazu, das Werk zu verkaufen und innerhalb von sechs Wochen den Kredit zu tilgen. Mit dem Rücken zur Wand entschied Wanzl, auf die örtliche Sparkasse Günzburg zuzugehen, legte offen die Situation dar und erhielt umgehend die Zusage, dass man helfen werde.

Kurz vor der Bewilligung des Kredits erschienen der Bankdirektor und sein Vertreter in der Privatwohnung der Wanzls. Es war Mittagszeit, die Mutter von Rudolf hatte gerade gekocht, und die ganze Familie saß um den Küchentisch. Man lud die beiden Herren ein, Platz zu nehmen, servierte ihnen Brotsuppe und anschließend Stampfkartoffeln mit Grieben, Zwiebeln und Knoblauch. Noch am gleichen Tag wurde der Kredit bewilligt und das Unternehmen konnte aufatmen. Einige Zeit später klärte der Sparkassendirektor auf, warum die Bewilligung so unkompliziert und schnell vonstattenging: "Wenn eine Familie so zusammenhält und so bescheiden zu Mittag isst, kann überhaupt nichts schief-gehen." Wer hinter der willkürlichen Rückzahlungsforderung wirklich steckte, blieb bis heute ungeklärt. Mit dem Kredit konnte Wanzl seinen Wachstumskurs und die ersten Expansionen in neue Märkte erfolgreich fortsetzen. Und Stampfkartoffeln gibt es auch heute noch im Hause Wanzl!